Mittelstrecke durch Deutschlands Mitte


Ladewüste trifft blühende Landschaften

Vor wenigen Tagen habe ich im Kia Soul EV das erste Mal einen längeren Trip unternommen. Die Distanz betrug 300km von Hessen nach Thüringen, hauptsächlich entlang der Autobahnen A5 und A4. Die Reichweite des Kia Soul EV mit 30kWh Akku bewegt sich üblicherweise zwischen 150km und 200km. Rechnerisch sollte demnach ein einziger Ladestopp irgendwo in der Mitte ausreichen. Leider sind die Lademöglichkeiten noch ungleichmäßig verteilt. Insbesondere gibt es längere Durststrecken, entlang denen man keine Schnelllader findet. Manchmal kommt es zudem vor, dass die vorhandenen Schnelllader sich an Raststätten befinden, die nur aus einer Richtung angefahren können oder bei Raststätten auf beiden Seiten der Autobahn nur eine mit einem Schnelllader ausgestattet ist. Derzeit ist die Situation entlang der A4 noch einmal spürbar schlechter als entlang der A5. Dafür waren die Raststätten entlang der A4 besser beschildert.

Mit etwas Planung im Vorfeld kam man diese Hürden gut bewältigen, schließlich kann man sich vorab über die Situation informieren. Anders ist es bei der Sorge um die Funktionsfähigkeit der Säulen. Noch stehen viele Ladesäulen alleine auf weiter Flur. Eine positive Ausnahme entlang der Strecke, die ich gefahren bin, ist der Autohof am Kirchheimer Dreieck. Gibt es nur eine Ladesäule und ist diese defekt, muss man auf Plan B zurückgreifen. Das kann z.B. die Raststätte auf der gegenüberliegenden Seite sein. Plan C ist dann üblicherweise das Langsamladen an irgendeiner Schuko- oder Typ2-Steckdose.

Fahren, laden und das Auto warten lassen

Auf dem Hinweg habe ich zwei Ladestopps eingelegt. Die Schnelllader waren stets frei und funktionierten problemlos. Da mit mir meine gesamte Familie unterwegs war, waren die Kinder froh über die regelmäßigen Pausen. Bis wir mit ihnen auf der Toilette waren, etwas getrunken und Pausenbrote gegessen hatten, war das Elektroauto in jedem Fall schon weiter geladen als von uns für die nächste Etappe benötigt. Manchmal war das Auto schon fertig aufgeladen. (Der Kia Soul EV lädt am Schnelllader grundsätzlich nicht weiter als 94%.) Die Ladepausen haben sich also sehr gut in unser Fahrt eingefügt.

Auf der Rückfahrt war die Situation sehr ähnlich. Weil ich nicht mit vollem Akku gestartet war, waren drei Ladestopps geplant. Die dauerten dann zusammen nicht länger als auf der Hinfahrt. Alle drei genutzten Säulen lieferten den Strom kostenlos. Am ersten Ladestopp an einer Filiale von Kaufland hing bereits ein BMW i3 am Schnellader und die Säule weigerte sich, am Chademo-Anschluss parallel ein zweites Auto zu laden. Da der i3 bereits zu 98% vollgeladen war, konnte ich die Ladung des Fahrzeugs beenden. Der Fahrer freute sich, dass er den Stecker nicht selbst zurücklegen musste. Nach nur 20 Minuten Ladezeit und einem kurzen Einkauf im Markt ging die Fahrt weiter.

Fazit der ersten Fahrt

Die erste Mittelstreckenfahrt verlief äußerst positiv. Die Bedingungen waren optimal, denn es gab

  • Temperaturen zwischen 15°C und 25°C,
  • keinen Regen,
  • wenig Wind,
  • keinen Stau

und die Technik und Freischaltung der Säulen funktionierten einwandfrei. Sollte das mal nicht so sein, blicke ich trotzdem optimistisch in die Zukunft, denn die Situation der Ladeinfrastruktur kann sich im Augenblick nur verbessern. Die Reisegeschwindigkeit von Start bis Ziel lag bei durchschnittlich rund 64km/h. Selbst mit einem konventionellen Auto wären wir vermutlich nicht viel schneller unterwegs gewesen, denn die Kindern freuen sich über regelmäßige Pausen und als Fahrer kam ich so vergleichweise entspannt am Ziel an. Und völlig unberührt war ich, als ausgerechnet am Wochenende dieser Reise im Radio von neuen Höchstständen der Spritpreise seit mehreren Jahren die Rede war.