App-gestanden


Neulich an der Ladesäule

Ende November passierte, was schon lange passieren sollte und auch mal passieren musste: Die Ladesäulen der Maingau Energie im Ort waren nicht länger kostenlos verfügbar. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man sich zum Laden irgendwie authentifizieren muss. Die installierten Säulen bieten dafür grundsätzlich RFID und die Freischaltung per App an. Die Möglichkeit wollte ich wenigstens einmal ausprobiert haben und so nahm das Unheil seinen Lauf.

Take 1: Die eCharge+ App

Einen meiner Autostromverträge habe ich bei der BEW, einem mit Innogy verbundenen Unternehmen. Da die Maingau Energie ebenso in diese Kategorie fällt und der Vertrag pro Quartal ein kleines Inklusivvolumen enthält, erschien es mir logisch diesen Weg als erstes zu probieren. (Die BEW gibt grundsätzlich keine Ladekarten aus.)

Nach Start der eCharge+ App (siehe auch hier) war die Säule zwar schnell gefunden, aber der einst mal hinterlegte Vertrag war aus dem Gedächtnis der App verschwunden - ebenso wie die Favoriten. Nun ist es nicht die erste und einzige App, die jemals ihre Zugangsdaten vergessen hätte, aber es ist jedes Mal unglaublich ärgerlich. Das Passwort hatte ich nicht zur Hand und selbst wenn, ist das Eintippen nicht-trivialer Passwörter (dazu noch auf Mobilgeräten) kein Vergnügen.

Die alternative Freischaltung per Kreditkarte wollte ich nicht nutzen, da ich wusste, dass die Konditionen meines Vertrags besser sein sollten.

Take 2: Get Charge, Plugsurfing, ...

Der Dienst GET CHARGE der Telekom bietet relativ unkomplizierten Zugang zu vielen Ladesäulen in Europa. Also die App gestartet, die dann daraufhin wies, dass sie erstmal irgendwelche Daten aktualisieren wolle. Das allein wäre nicht verwerflich, wenn es sich nicht um einen größeren Download und eine branchenunübliche Ladezeit gehandelt hätte. Die meisten Leute haben in der Zeit schon den nächsten Anbieter probiert.

Konkret: Die App GET CHARGE für Android entpuppt sich mit über 80 MB nur für die App schon als nicht gerade schlank. Hinzu kommen gut 180 MB Nutzdaten. Das ist die Definition von Bloatware. Die Apps von Shell Recharge und der EnBW kommen in Summe mit je ca. 40 MB aus.

Unterm Strich kannte Get Charge die Ladesäulen nicht, ebensowenig wie die üblichen Verdächtigen Plugsurfing und Shell Recharge (NewMotion).

Take 3: Wieder eCharge+

Ich hatte es nicht eilig und habe mir zu einem späteren Zeitpunkt die Mühe gemacht, die Zugangsdaten des BEW-Vertrages in die App einzuklimpern, wo sie klaglos akzeptiert wurden. Zurück an der Säule dann die Ernüchterung. Der Vertrag wird von der Ladesäule bzw. ihrem Backend derzeit nicht zur Freischaltung akzeptiert. Das konnte auch die Hotline der App bestätigen, wo man aus Kulanz zumindest eine Freischaltung für 30 Minuten anbot.

Takeaway

Für die Anbieter von Ladelösungen bleibt meiner Meinung nach folgendes zu lernen:

  1. Ihre Apps sollten schlank, funktional und flüssig sein.
  2. Ihre Apps müssen ggf. auch nachdem sie über Monate ungenutzt blieben, kurzfristig einsatzbereit sein - Zugangsdaten vergessen nervt.

Die Kundenbetreuung der Maingau Energie habe ich jedenfalls mal mit den Details dieses Vorgangs kontaktiert. Mal schauen, wie die Reaktion ausfällt.